Neues medizinisches Rucksacksystem für Schwarzwälder Bergrettung
Die Bergwacht Schwarzwald hat ein neues Rucksacksystem entwickelt, das den Bergretterinnen und -rettern größere Anpassungsmöglichkeiten für den jeweiligen Einsatz ermöglicht.
Seit Bestehen der Bergwacht Schwarzwald werden Ausrüstung und Technik der Bergrettung immer weiterentwickelt und modernisiert. Das bedeutet in den meisten Fällen, dass selten auf Bestehendes zurückgegriffen werden kann, sondern die nächsten Innovationen, die für den speziellen Fall des Einsatzes im unwegsamen Gelände geeignet sind, selbst entwickelt werden müssen.
Stetige Entwicklung
In einem Jahrhundert Bergrettung im Schwarzwald hat sich bei der mitgeführten notfallmedizinischen Ausrüstung viel getan. Als 1995 im Rahmen der Mountainbike-Weltmeisterschaft in Kirchzarten erstmals spezielle Notfallrucksäcke konzipiert wurden, war die Idee damals revolutionär: Alles, was die Bergretter brauchten, sollten sie mit sich tragen. Dieser große, sehr schwere Rucksack wurde ab 2006 zu einem zwei Rucksacksystem ausgebaut: Ein Notfallrucksack und ein Notarztrucksack mit erweitertem medizinischem Equipment.
Nun stand Ende 2022 die nächste Veränderung im Rucksacksystem an. Diese bildet auch die Weiterentwicklung in der Notfallmedizin in den letzten 15 Jahren ab.
"Kein Gegenstand ist bei der Bergrettung so sehr in Gebrauch wie die Rucksäcke, es ist höchste Zeit für eine Erneuerung"
Christoph Iwertowski, Stellvertretender Landesausbildungsleiter Notfallmedizin
Das neue Rucksacksystem
Die neuen Rucksäcke sind eine Weiterentwicklung des bestehenden Systems. Auch hier ist alles, was die Bergretter brauchen, auf zwei Rucksäcke verteilt, hinzu kommt jedoch noch ein weiterer Rucksack.
Der Rucksack Modul A ist sehr leicht und klein, sein Gewicht liegt unter 4kg. Damit kann ein Bergretter/ eine Bergretterin schnell zur Einsatzstelle vorgehen und schon die ersten grundlegenden Handgriffe der Erstversorgung übernehmen, wie z.B. Wärmeerhalt, Schienung oder die Wundversorgung. Mit diesem Rucksack lassen sich 80% der Bergwacht-Einsätze abdecken.
Der zweite Rucksack, das sogenannte Modul B, ist deutlich umfangreicher ausgestattet und beinhaltet in Kombination mit dem Modul A alles, was die Bergretter zur Versorgung eines Notfallpatienten im Gelände benötigen. So ist neben einem AED (Defibrillator)und Sauerstoff auch ein Modul zur Behandlung schwerer Blutungen vorhanden. Auf Grund der umfangreicheren Ausstattung ist das Gewicht bei Modul B höher, und die Abmessungen deutlich größer.
Im neuen System wurde die Ausstattung, die zur ärztlichen Versorgung eines Patienten notwendig ist, in einem eigenen Rucksack zusammengefasst: Das NA Modul. Dieser Rucksack kommt immer dann zum Einsatz, wenn Notärzte die Einsatzkräfte ergänzen sowie bei der Veranstaltungsbetreuung. Um die Überwachung der Vitalwerte des Patienten sicherstellen zu können, wird das NA Modul durch einen Monitor vom Typ Meducore Standard2 ergänzt. Dieser ersetzt die AED Geräte im Modul B und ermöglicht, ein EKG abzuleiten und die Sauerstoffsättigung und den Blutdruck automatisiert zu messen. Die Bergwacht Schwarzwald verfügt aktuell über acht NA Module, die an den Einsatzschwerpunkten vorgehalten werden.
Das gesamte Equipment unterscheidet sich kaum von dem Equipment des straßengebundenen Rettungsdiensts.
Im kompletten Landesverband der Bergwacht Schwarzwald wird wie gehabt ein einheitliches System für die Rucksäcke benutzt. Das hat den Vorteil, dass jeder Bergretter / jede Bergretterin überall im Schwarzwald in den Einsatz gehen kann, da jedes Bergrettungsfahrzeug mit dem identischen Material ausgestattet ist und somit jeder Handgriff sitzt.